Noch ein Eintrag dann gehts los

Samstag, 29.08.2015

Tss, ich muss hier einfach nochmal was schreiben, ich halts grad echt nicht aus vor Spannung

Ich schick euch am besten mal ein aktuelles Foto von mir, moment...

*ich heute morgen nach dem aufstehen*

Nur noch vier Tage... oder zweieinhalb mal schlafen...  dann gehts los. Ihr fragt euch bestimmt warum ich hier so herumzappel wie ein Affe, ist ja normal auch nicht meine Art. Oder etwa doch? Ich erinner mich an mindestens eine Situation in meinem Leben, wo ich mich genauso gefühlt hab.

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So dieses epische Gefühl. Gleich passiert was richtig großes, gleich wird sich alles verändern, gleich muss ich mit hunderten unerwarteten Sachen gleichzeitig umgehen.
Ich glaub so Freizeitbeschäftigungen wie heiraten oder Kinder kriegen sind nen Witz dagegen! Hier geht es um nicht weniger als eine 180 Grad Wendung. Das einzige was konstant bleibt, ist dass ich es mit einer Studentenstadt und generell dem akademischen Leben zu tun habe. Wenn auch nicht als Student...

Ich glaub es wird in meinem Leben eine Hand voll solcher Ereignisse geben, vielleicht auch mehr. Aber wenn man das auf eine Lebensspanne verteilt, ist das nicht viel. Deswegen auch meine Aufregung. Ich mein, wann wird man schon mal komplett aus seinem Umfeld gerissen? 

Der Studienanfang war ein noch größerer Umbruch in meinem Leben. Da war die "das erste Mal" Liste** noch länger... und wenn ich das im Rückblick so betrachte war das die schönste Zeit meines Lebens. Ich hab mich immer noch nicht ganz an das neue Lebensgefühl als selbstständiger Student gewöhnt, es ist für mich immer noch nicht selbstverständlich, und ich genieße das.

Ich weiß noch wie als wäre es gestern, als ich in mein Studentenwohnheim eingezogen bin. Die erste Nacht in meiner eigenen Wohnung. Ich glaub jeder von euch Mitlesern hat da auch noch Erinnerungen übrig, damals zum Studienbeginn...
Dann am nächsten morgen, das erste Mal, dass ich mich rausgetraut hab Eins muss man mir lassen, ich hab mich echt schnell integriert. Kein Wunder, ich hab ja auch gnadenlos jeden Studenten der mir im Wohnheim übern Weg gelaufen ist in ein Gespräch verwickelt (oder zugelabert, je nachdem). Einige hab ich nie wieder gesehen, andere erst drei Semester später wieder. Aber ich hab mich wohl gefühlt, und ich wusste, dass ich hier willkommen bin. Und ich hatte schnell etwas, das mir bis heute Gold wert ist: Einen festen Freundeskreis, mit dem ich meine ganzen Erlebnisse teilen konnte.

Und genau die gleiche Einstellung sollte ich doch den Amis gegenüber auch an den Tag legen. Es wär doch schön, eine zweite Heimat auf einem ganz anderen Kontinent zu haben. Wie cool wäre es, wenn ich in fünf Jahren nochmal bei meiner Hausbesitzerin vorbeifliegen würde  Um zu schauen wie sich die Penn State so entwickelt hat. Vielleicht im Rahmen einer Weltumrundung... hmmm da kommen Träume auf.

Ich sitz hier grad am PC und lauf mit Google Street View in Amerika rum  Echt krass, da ist das viel mehr verbreitet als hier, bin grad um den halben Salzsee marschiert. Jetzt ists aber auch mal wieder gut, nicht dass ich mir alle Überraschungen vorweg nehme.

Außerdem muss ich noch mein Eigentum auf 23kg komprimieren und in meinen Koffer stopfen, das wird auch noch ein Gemetzel...

In den nächsten drei Tagen werd ich zum Glück nichts schreiben können, da krieg ich Besuch. Ich hab mich, außer von dieser Person, im Laufe des letzten Monats wirklich von jedem Spasti verabschiedet, da wird es jetzt Zeit für das große Finale. Hoffentlich nicht mit Tränen und blauen Flecken, so wie bei meiner Familie in London! Wobei, das gehört doch dazu...

Ich werde aus dem Flugzeug berichten, bis dann!

* Natürlich war das nicht ganz ernst gemeint, wenn man Kinder kriegt ist das sicherlich auch ein Riesenereignis und ein ganz neuer Lebensabschnitt fängt an...

...beim heiraten seh ich das übrigens nicht so. Ich finde, Hochzeiten werden in unserer Gesellschaft maßlos überschätzt. Ich mein, was ändert sich denn groß an der Beziehung? Man verspricht sich die Treue, na das ist doch hoffentlich nichts neues. Oder ist man die Jahre vor der Hochzeit fröhlich fremdgegangen nur um dann vor dem Altar zu sagen: "Schluss jetzt".
Deswegen überleg ich mir auch nochmal gut, überhaupt zu heiraten, zumindest krichlich.
Ich finde solche Sätze wie "Ich verspreche dir und schwöre auf Gott, dass ich dich immer lieben und für dich sorgen werde in guten wie in schlechten Zeiten bis der Tod uns scheidet" generell nicht aufrichtig. Klar, niemand ist immer aufrichtig, aber hier geht es ja nicht um eine Kleinigkeit, sondern um eine Entscheidung die dein Leben massiv beeinflusst.
Besser fände ich: "Ich glaube fest daran und habe die Hoffnung, dass ich dich immer lieben werde" oder ähnliches. Ich mein, wie kommt man dazu, zu versprechen, dass man immer positive Gefühle für seine Partnerin hat? Vielleicht verändert sie sich ja mit der Zeit und wird im Alter zu einer absoluten Haustyrannin. Oder schlimmer, sie fängt nach ihrem ersten Kind an dich auch wie ein Kind zu behandeln. Kann alles passieren, wie will man das ausschliessen?

Ich versteh, wieso viele Leute so eine kirchliche Hochzeit romantisch finden. Und ich bin mir sicher, dass die meisten ihren Eheschwur auch in dem Moment 100% ernst meinen. Aber wenn man sich mal anschaut, wieviele Paare sich wieder trennen (so um die 45-50%, ich glaub diese Zahlen sind jedem bekannt) dann zeigt dass doch nur, dass diejenigen entweder ihren Schwur nicht ernst genommen haben oder sich damals selber nicht gut genug gekannt haben. Und genau solche Kerle würde ich als Mädel ohnehin nicht heiraten.

Ich will mit einer möglichen Trennung kein Versprechen brechen, sondern trotzdem im Reinen mit mir selber bleiben. Ich kenn genug Leute die sagen, das wäre eine feige Einstellung, weil man sich damit eine Hintertür offen lässt. Ich behaupte, das tut jeder...zumindest in Gedanken. Wäre Ehebruch mit Todesstrafe verboten, so wie in manchen Ländern im nahen Osten, würden wir da ganz anders drüber denken und nicht so leichtfertig Sachen auf Gott schwören. Nicht dass ich das gut fände, ich hoffe ihr versteht was ich damit sagen will...

Allerdings bin ich auch noch jung und vielleicht bekomm ich ja eines Tages auch noch das Bedürfnis zu heiraten und feierlich Ringe auszutauschen. Ansichten zu dem Thema sind nämlich wie Gefühle zu seinem Partner - veränderlich. Aber ihr werdet sicher niemals erleben, dass ich sag "Ja das Versprechen damals war eh nicht ernst gemeint blabla hab Bock auf ne andere blub" Falls doch dürft ihr mich gerne beerdigen! Word.

So, es eignet sich doch nichts besser um ein paar Reaktionen auszulösen als eine provokante Thesen  Wer will, möge kommentieren.

 

**  die "das erste Mal" Liste nach der ersten Woche in den USA wird hier natürlich auch eingefügt!