Berichte von 08/2015

Wilkommen auf meinem Blog

Dienstag, 25.08.2015

Hallo lieber Leser, schön, dass du hier vorbeischaust!

Niemand soll behaputen können, hier auf meinem Reiseblog ist es nicht schön eingerichtet.
Deswegen ist meine erste Maßnahme als frisch gebackener Hobby Autor erstmal für ein bisschen Atmosphäre zu sorgen... als Hintergrundmusik empfehle ich folgenden Link zu aktivieren (aber bitte in einem neuen Tab)

Bloodhound Gang - Pennsylvania

Keine Sorge, mein Musikgeschmack ist immer noch der alte, aber für die Bloodhound Gang hatte ich schon immer eine Schwäche. Die dürfen hier auch mal ein bisschen rockigere Klänge verbreiten.
Weiter gehts mit der Optik: Ich gelobe hiermit dass ich mein Titelbild mindestens so oft wechsle wie meinen Küchenschwamm (kleiner Joke am Rande, natürlich öfter) und stets nur die Perlen meiner Handygalerie zur Verfügung stelle. Falls mir jemand was aufregendes aus Deutschland schickt hab ich vielleicht auch ein paar Tage Platz dafür, am besten per E-Mail an Oskar_Seitz@gmx.de.
Kommen wir zu Aufbau, Zweck, und Publikum dieses Blogs. Wer gleich Geschichten leses möchte muss ein Post weiterscrollen.

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Im Gegensatz zu den meisten Reiseblogs ist dieser hier chronologisch aufgebaut. Das heisst, mein neuester Post ist immer ganz unten, Pech für diejenigen die gerade weitergescollt haben.
So können Leute die hier nicht von Anfang an mitlesen (oder ich in ein paar Jahren) sich gleich ein Bild von den Ausgangsbedingungen machen, und das Ganze hier wie ein Buch lesen.

Da die Blutsauger von Auslandsblog.de eine Premium Mitgliedschaft verlangen, damit man sein Blog mit einem Passwort schützen kann, wird das hier vorerst ungeschützt im Netz stehen und jeder der des Deutschen mächtig ist kann hier mitlesen. Allerdings werde ich das vermutlich bald ändern, und das Passwort nur an ausgesuchte Leute weitergeben. Warum? Weil ich hier frei von der Leber weg meine Eindrücke schildern will, und mir nicht 100 mal überlegen will ob wirklich die ganze Netzgemeinde inklusive Großeltern, Exfreundin und zukünftigem Arbeitgeber* wissen soll, welche Ängste mich so begleiten oder was ich so mit der Telefonnummer von der attraktiven Stewardess vorhab.
Ich bin sehr dankbar, dass ich hier gratis bloggen kann und dass der Premium Account so billig ist, an dieser Stelle ein großes Dankeschön an den Betreiber. Auch ein Dankeschön an meine Kommilitonin Andrea, dank der ich die Seite entdeckt habt. Lest ihren Bericht!

* Schöne Grüße an dieser Stelle! Fallt vor Lachen nicht vom Stuhl, blos weil ihr es trotzdem entdeckt habt.

Ich will hier nicht nur einen Reisebericht schreiben, sondern auch meine Gedanken aufzeichnen und meine Erkenntnisse schwarz auf weiß behalten. Also ist das hier sowohl für Leute geeignet die sich für die USA interessieren und da vielleicht mal hinfahren wollen, als auch für Leute die sich für mich und mein Schicksal interessieren.

Da ich schon immer Bock auf eine Plattform hatte, wo meine Gedanken in Form von Text oder Audiodateien Spuren hinterlassen können, wird das hier eine ziemlich umfangreiche Seite. Hoffentlich gelingt es mir, hier auch gesprochene Einträge (oder zumindest die Links zu solchen) zu präsentieren. Es macht mir zwar wenig aus, zu schreiben, aber es ist schon angenehmer so. Auch für die Leser beziehungsweise Zuhörer. Es wird hier auch von Zeit zu Zeit Beiträge geben, in denen ich meine Meinung zu diversen Themen zum Besten geb oder abschweife, ich werde diese extra kennzeichnen. Nicht dass ihr euch durch ne ganze Textwand kämpft in der Hoffnung da kommt noch was über die USA.

Natürlich schreibe ich nicht für mich alleine, da würde mir schnell die Motivation ausgehen. Ich hab noch nie ein Tagebuch länger als ein Monat durchgehalten, und selbst wenn ich es täte würd ich wahrscheinlich bald in einen sehr langweiligen Schreibstil verfallen so dass ich es mir niemals nochmal anschaue.


Das Einzige wobei ich in dieser Richtung zumindest von März '14 bis heute nur für mich selbst konsequent geblieben bin ist meine Sündenstatistik wo täglich mein Zigaretten und Alkoholkonsum sowie andere Sachen mit ein paar Symbolen dokumentier. Sinn des Ganzen ist ein unverzerrter Blick auf meine Süchte und wie sie sich gegenseitig beeinflussen... und tatsächlich habe ich mich in dieser Hinsicht völlig falsch eingeschätzt. Aber ich schweife ab, es ist noch zu früh für den ersten Extrabeitrag


Mein Vorsatz ist hier mindestens ein Eintrag pro Woche reinzuschreiben, steinigt mich nicht wenn ich mal länger brauch oder Kurzeinträge hinspucke. Ich hab schon etwas Blogerfahrung, damals war das Ganze aber von vorneherein nur auf zwölf bzw sechs Woche beschränkt. Auch das hier wird nicht ausarten, mit meiner Rückkehr nach Freising (oder wenns dumm läuft in die JVA Erding) ist hier spätestens der Schlusspunkt gesetzt.

So, ich sitz hier noch in Bad Kissingen... Zeit den ersten Eintrag zu droppen. Auf eine gute Story!

 

 

Vorbereitungen

Dienstag, 25.08.2015

So, es wird Zeit mal in die Vergangenheit zu schauen. Dass ich hier überhaupt davon ausgehen kann in die USA zu verreisen ist das Ergebnis einer langen Ereigniskette. Dabei gab es vorallem fünf große Nüsse, die ich alle zum ersten Mal in meinem Leben knacken musste.

Eine davon knackte ich easy an wenigen Tagen, die zweite eher im Hintergrund, die dritte auch souverän, wenn auch nicht ganz so locker und mit monatelangen Mühen, die vierte letztendlich mit fremder Hilfe nach vielen fehlgeschlagenen Versuchen, und bei der fünften steh ich womöglich vor einem Trümmerhaufen einer von allen seiten malträtierten und zermahlenen Nuss, die auf jeden Fall schon lange nicht mehr schmeckt.

Der Eintrag hier geht vor allem an alle raus, die ebenfalls mal in die USA wollen, für den Rest ist er eher langweilig.

Also für die Story rund um den Abflug nochmal einen Beitrag nach unten scrollen, Ladies & Gentleman

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Ich komm direkt zu den oben erwähnten Herausforderungen, die Geschichte wie ich überhaupt auf die Idee komme ein Praktikum in den USA zu machen, was ich über Amerika denke, was ich mir vom Praktikum erhoffe und wie das generell in mein Leben passt heb ich mir mal für später auf...

Der Praktikumsplatz - die vierte Nuss

Es vergeht kaum eine Woche, an der ich nicht aus irgendeinem Anlass meinen Praktikumsvertrag sehe. Und jedes Mal seh ich in der Unterschrift meiner zukünftigen Chefin, Professor Kathleen Keller, all die Mühen die dahinter standen. Und jedes Mal kommt wieder der Triumph in mir auf, dass ich es geschafft habe an diese Unterschrift zu kommen.
Ich war nämlich mehr als einmal kurz davor, das ganze Projekt abzublasen. Alle anderen Probleme kann man irgendwie mit Geld und Ausdauer lösen, nicht aber das Problem, eine Anstellung als Lebensmitteltechnologe zu finden. Weil, wer hätts gedacht: Die Unis der vereinigten Staaten schreien nicht gerade nach Leuten wie mir. Zwanzigjährige Studenten, die gerade mal vier Semester hinter sich haben und grün hinter den Ohren sind, was praktische Erfahrungen angeht.
Aber ich hatte vielen Praktikumssuchenden etwas vorraus, etwas dass man sich auch nicht erkaufen konnte. Ich wusste, dass es nicht unmöglich ist. Ich wusste, dass alleine im Wintersemester '14 zwei Leute aus meiner Hochschule in den USA untergekommen sind. Ohne die Gewissheit, dass man es als deutscher Student schaffen kann, hätte ich spätestens nach der fünften aufwendigen Initiativbewerbung ohne Antwort aufgegeben, und mich nach anderen Ländern und Betrieben umgesehen. Tatsächlich dürfte meine Anzahl an Bewerbungen über fünf liegen.

Aber so blieb die Motivation oben. Wie immer, wenn ich mir an etwas die Zähne ausbeisse, versuchte ich mir Hilfe zu holen... und das war letztendlich der entscheidende Schritt. Ich musste nur auf dem selben Pfad losgehen wie die Leute vor mir. Jaqueline Krampfl, Martina Engst und vorallem Johannes Rehrl konnten mir den entscheidenden Schubs nach vorne geben, das Timing war perfekt. Untergekommen bin ich letztendlich in dem selben Labor, in dem Johannes auch war, dem..

The Metabolic Kitchen and Children’s Eating Behavior Laboratory

Einmal unterschrieben, stellte ich meine Suche nach passenden Insititutionen sofort ein, dieses Labor trifft nämlich meine Interessen auf den Punkt.* Selbst wenn es quer zu meinem sonstigen Werdegang stehen sollte... ich bin mir sicher es wird mir auch was meine berufliche Zukunft angeht den Weg weisen.

Wer die Bewerbungsmail möchte, möge mich kontaktieren.

* Was ich daran so spannend finde, erzähl ich auch mal bei Gelegenheit. Es hat mit dem grundlegenden Unterschied zwischen Ernährungswissenschaften und Lebensmitteltechnologie zu tun, über den ich mir schon stundenlang den Kopf zerbrochen hab.

Fazit: Bei der Suche nach einem Praktikumsplatz ist Hilfe von Insidern Gold wert. Es geht aber bestimmt auch ohne!

 

Das Visum - die dritte Nuss

Heute! Mittwoch der 26. August. Heute ist eigentlich ein Feiertag für mich, weil ab heute gibt es kein Zurück mehr. Ich hab es, das Visum. In der Hand, auf der vierten Seite meines Reisepasses.

Wie groß es wohl ist? Wie es wohl aussieht? Wie sie das Foto drin eingebaut haben?
Am besten leg ich euch gleich mal ein Foto dieses hart umkämpften Dokuments bei...

... oder auch nicht  Irgendwas an dem ganzen Visumprozess muss ja spannend bleiben, sonst kriegt man ja gleich die Krise. Meine Vorgänger waren sich einig, dass das Visum das größte Hindernis auf dem Weg in die USA ist. Ich seh das komplett anders, ich fand das Visum von allen Herausforderungen am selbstverständlichsten. Was sollte da schon schief gehen, sind doch alles geordnete Bahnen.

Und ich behielt Recht mit meiner Einstellung, alles lief genau ab wie erwartet. Man muss nur den riesigen Papierberg bekämpfen und vieeeel Geduld sowie eine lockere Einstellung zu seinem Geld haben. Und sich nicht von gewissen Leuten in Unruhe versetzen lassen. "Üüüh das Visum von meine Schwester wurde ein halbes Jahr auf der Botschaft bearbeitet und kam erst ein Tag vor dem Abflug an"   Als ob. xD
Als nützliche Nebenwirkung hab ich sämtliche Unterlagen von mir, die zuvor in einem ungeordenten Stapel von der Größe der Zugspitze in meinem Zimmer trohnten, in ein ordentliches System eingeschachtelt und außerdem viel über Sinn und Unsinn von Bürokratie gelernt.

Hier für alle Nachahmer die einzelnen Schritte, die folgenden Dokumente muss man auch alle in die Botschaft mitnehmen. Die Liste ist komplett.

1.) Reisepass | 40€

Ohne Reisepass geht garnichts, ausserdem sieht der echt edel aus. Da kriegt man auch was schickes für sein Geld Einfach mit Foto und Perso zum Rathaus marschieren.

2.) DS-2019 und DS-7002 | 52€

Ich weiß nicht, ob diese beiden Dokumente rechtzeitig ins Rollen gekommen wären, wenn ich nicht vor ca 12 Wochen bei meiner zukünftigen Uni herumgenervt hätte. Irgendwann bekam ich eine Mail eines Unimitarbeiters, dass ich auf einem gewissen Portal gefühlte 100 Dokumente hochladen soll, daruter eine Bestätigung einer Auslandsversicherung sowie eine Bestätigung meines Dekans (!) dass ich an der HSWT studiere (kein Scheiss!). Nachdem ich das alles pfeilschnell in einer Woche organisierte ruhte der ganze Papierstapel erstmal fast zwei Monate an der Penn State University.
Die beiden mysteriösen Formulare beinhalten eine vorgedruckte Erklärung der Penn State, dass sie dich wollen und einem Arbeitsplan für mich der, sehr zu meinem Erstaunen, schon von Anfang an online war. Was die Leute da zwei Monate gemacht haben und warum so ein Vorgang bei anderen Organisationen über 1000 Euro kostet ist mir ein völliges Rätsel. Wenigstens diese Finanzklatsche hat mir meine Uni erspart.

Das erinnert mich alles so ein bisschen an diese Schlepperbanden die für abartig hohe Preise Flüchtlinge nach Europa schleusen... ich hab mich schon immer gefragt was die machen wenn sie mal ausm Knast kommen. Wie auch immer, das vorgeschriebene "Express Shipping" der Dokumente nach Deutschland wurde mir zu 52€ in Rechnung gestellt und dauerte trotzdem fünf Tage. Ich fühl mich komplett verarscht, ein Brief mit den paar Zetteln hätte grad 80ct gekostet.
Ich werd mich in Amerika nochmal informieren was da bitte abgeht, davon werd ich noch berichten, Freunde!

3.) Sevis Bestätigung | 166€

Der teuerste Bestandteil des Visums ist der Bestätigungszettel deiner SEVIS Gebühr die du für oben genannten Prozess zahlen musst. Ich glaub das hängt mit der elektronischen Überwachung von dir in den USA zusammen, auf jeden Fall zahlt man da saftig. Geht nicht ohne DS-2019

 

4.) DS-160 und Zahlungsbestätigung | 152€

Man glaubt es kaum, das absolute Kernstück des Visums, das DS-160 gibts gratis zum ausdrucken!!! Vorrausgesetzt man hat SEVIS schon gezahlt.
Nachdem erstmal geklärt ist, ob man Teil eines Indianerstammes ist [Klar, sogar Medizinmann] oder ob man plant in sich in den USA zu prostituieren [Wie soll ich den sonst meine Visumsgebühren finanzieren?] ist allerdings im nächsten Schritt, bei der Terminvereinbarung wieder ein dreistelliger Betrag fällig. In meinen Augen die größte Unverschämtheit des ganzen Visa Prozesses. Ich mein: WOFÜR? Man wird an der US-Botschaft abgefertigt wie am Fließband. Reingehen, sich an den Eiern abklopfen lassen, 20min mit ein paar anderen Idioten im lieblosen Wartezimmer warten, Finger scannen lassen, 2min Visumsgespräch durch eine Glaswand, Enjoy your Trip und schon ist man wieder draussen. Dass ist alles, niemals verursacht der Vorgang Kosten die auch nur ansatzweise in der Nähe von verdammten 152€ sind.
Was soll das eigentlich? Warum werd ich nicht mit offenen Herzen empfangen? Ich mein, ich zahl doch eh nur ein, ich leb da, zahl da Miete, konsumier da massiv indem ich deren ekelhaftes Toastbrot ess sowie ihr Mountain Dew  trink und unterstütz amerikanische Forschungsprojekte gratis. Und ich darf nichtmal irgendnem fetten unnützen Ami die Arbeit an der Mac Donalds Kasse klauen. 
Warum werd ich also dafür so krass zur Kasse gebeten? Wer immer sich diese Gebühren ausgedacht hat ist der größte Bastard den das Land je hervorgebracht hat!

5.) Passbild | 17€

Sieht voll schick aus, ich mit kurzen Haaren Muss natürlich eine US konforme Spezialanfertigung (5x5) sein, deswegen 17 Euros beim Foto Hanff in Kissingen.

Also kommen wir unterm Strich auf 427€ fürs Visum, überlegts euch lieber nochmal ob ihr wirklich in die USA wollt! Die werden anscheinend so mit mittel- und südamerikanischen Antragstellern überrannt, dass sie sich solche Gebühren leisten können.

Fazit: Das Visum zu bekommen ist nicht schwer, aber teuer. Im Endeffekt ist es auch nur ein Stück Papier, mit dem ich mir irgendwann den Hintern abwischen werde, weil es nichts mehr wert ist.

 

Das Stipendium - die zweite Nuss

Da meine Arbeit im Labor aller vorraussicht nach kein Schotter abwirft, musste ich mir einen anderen Sponsor suchen. Und wurde beim überaus freundlichen deutschen akademischen Auslandsdienst fündig. Die Entscheidungsträger, wer von den ganzen Antragsstellern ein PROMOS Stipendium kriegt, waren sehr zu meiner Freude alte Bekannte... meine Freunde vom akademischen Auslandsamt und vom Career Center. War ja klar, dass da nichts schiefgehen konnte. An dieser Stelle liebe Grüße an meinen Kumpel Felix, der sich auch vom DAAD Geld in den Arsch blasen lässt!
Das ist auch das erste Mal, dass meine guten Noten mir in meinem Leben helfen. Ich mein, alles was ich bisher in meinem Leben erreicht hab, hätte ich auch ohne meinen 1,9 Schnitt genauso schaffen können. Hier hab ich zum ersten mal eine Quittung für meine Studienerfolge bekommen.

Wichtig ist, sich rechtzeitig zu bewerben und sich beim Motivationsschreiben Mühe zu geben. Immer schön das liefern was die hören wollen, Leute! Man beachte den jeweiligen Bewerbungsschluss auf der Homepage. Ob ich zusätzlich Auslands Bafög krieg, ist noch nicht entschieden, drückt mir die Daumen.

Fazit: Mir wurde erst im Moment der Stipendienübergabe klar, dass PROMOS der Motor meines kompletten Vorhabens ist und mir das Leben massiv erleichtert. Bewerben lohnt sich!

 

Der Flug - die erste Nuss

Wer von euch weiß eigentlich, dass ich in meinem Leben noch nie in einem Flugzeug saß? Wahrscheinlich die wenigsten, ich bin auch nicht gerade stolz drauf. Aber Tatsache: Ich bin bisher eine komplette Landratte. Weder die Lüfte noch die hohe See hab ich nennenswert erobert.

Jaa, ich weiß! 100% jungfräulich bin ich auch nicht. Ich hab schließlich schonmal die Autofähre von Calais nach Dover genommen, und ich war auch schonmal in einer kleinen viersitzer Propellermaschine über Bad Kissingen. Aber ich glaub ihr wisst, was ich meine. Noch nie "so richtig". Über einem Ozean. So, dass man nur Wasser sieht. Auf dem Weg zu einem anderen Kontinent... Gott hab ich Vorfreude!!!

Da ist es nur natürlich, dass es für mich keine Selbstverständlichkeit, sondern ein fettes Hindernis war überhaupt einen Flug zu bekommen. Und zwar einen mit fairen Konditionen. Kein Scheiss, ich hab vor lauter schwankenden Flugpreisen schon ernsthaft nach der Möglichkeit Auschau gehalten, als Gehilfe auf einem Schiff den Ozean zu überqueren, so nach dem Motto Hand gegen Koje...

Moment mal, wieso hab ich den Gedanken überhaupt beiseite gelegt? Gut, dass ich grad nochmal drüber reflektiere, vielleicht ist das ja doch eine Option... achja da war ja diese Sache mit dem Seerecht, dass ich erst monatelang in einem Hafen hätte arbeiten müssen. Naja, zurück zum Flug, da hab ich glücklicherweise als Antwort auf einen kleinen facebook Hilfe Post ein paar nützliche Tipps erhalten. Um dann letztendlich doch auf eigene Faust über STA Travel einen Flug nach New York selber zu buchen.
Aber so wusste ich wenigstens, dass es ein fairer Preis ist. Im Nachhinein hab ich mich damit aber ziemlich festgenagelt, mal sehen wie das noch ausgeht.
An dieser Stelle muss ich nochmal die Webseite der Internationalen Studentenkarte loben, die mir den Kontakt zum STA Travel und Air Berlin hergestellt hat. Ein Muss für jeden Student, der was im Ausland plant, auch was Versicherungen und Handyverträge betrifft: http://www.isic.de/

Fazit: Ich hab noch keine Ahnung ob meine Entscheidung gut war, ich hab aber ein gutes Bauchgefühl. Fischt mich dann aus dem Atlantik, okay?

 

Die Wohnung - die fünfte und letzte Nuss

Was würdet ihr machen wenn ihr die Wahl hättet? Folgende Situation gilt es zu lösen:

Stellt euch vor du bist ein kleiner deutscher Student, frische 20 Jahre alt - in den USA nichtmal volljährig - und voller Motivation und Tatendrang. Natürlich willst du bei den kalten Wintern in Pennsylvania (gewissen Websites zufolge hat es dort bis zu -29°C und es robben Walrösser durch die Innenstadt) ein Dach über dem Kopf haben. Allerdings stellt sich heraus, dass du in einer absoluten Ausnahmestadt suchst. Hier hilft dir deine Erfahrung, was Mietpreise angeht, wenig. Du hast es mit einer Stadt zu tun, die im Rhythmus der amerikanischen Trimester pulsiert, und deren Wohnungsmarkt für Einheimische vermutlich berechenbar ist wie ein Herzschlag.
Wobei es kaum echte Einheimische gibt. Die Stadt fasst 40000 Einwohner, an dem Campus, der das Zentrum der Stadt bildet, studieren jedoch 45000 Studenten. Unmöglich? Dachte ich mir auch, aber hier die jeweiligen Zahlen nochmal aus Wikipedia:

>>> State College ist eine Gemeinde im Centre County im US-Bundesstaat Pennsylvaniamit gut 40.000 Einwohnern.

>>> Insgesamt sind über 86.000 Studenten an den 24 Standorten der Pennsylvania State University eingeschrieben, davon 45.000 auf dem Hauptcampus und Verwaltungssitz University Park

Da darfst du natürlich nicht mit all zu hohen Erwartungen an die Suche gehen, und solltest über jedes Angebot froh sein. Sehr zu deiner Überraschung findet sich auf der amerikanischen Allzweckseite Craigslist sowie auf facebook ein reger Wohnungsmarkt kurz vor Beginn des winterlichen Fall Semesters. Die Mietpreise sind zwar im Schnitt ums doppelte höher als die in Freising (und Freising ist eine der teuersten Städte Deutschlands), aber wenigstens gibt es Angebote. Als du jedoch versuchst dir ein Zimmer klarzumachen, erlebst du dein blaues Wunder. Fast alle Anfragen werden entweder ignoriert oder nur zur einjährigen Miete angeboten, und du wirst ausdrücklich gewarnt dass es im Sommer schwer ist einen Nachmieter zu finden. Das Einzige was du wirklich in die Finger bekommst, sind Schlafsäle die du dir mit anderen Studenten teilen musst. Du versuchst es schon bei Studentenwohnheimen, doch die halten dich hin und sagen, du sollst dich nächste Woche nochmal melden.Da taucht, mehr oder weniger aus dem nichts, ein Angebot auf. Es ist weder gut, noch katastrophal. Ein kleiner Raum bei einer afroamerikanischen Familie, sieben Kilometer von deinem Labor entfernt für stolze $550 im Monat. Vertragslaufzeit frei wählbar.

Und? Was machst du? Nimmst du an, oder lehnst du ab?
Wählst du den sicheren Weg mit einem Dach überm Kopf und einem stetig schrumpfenden Konto oder den riskanten Weg, einfach ohne Wohnung in State College aufzutauchen und dich durchzuschlagen?

Meine Entscheidung fiel mir nicht leicht, deshalb das Bild der zertrümmerten Nuss. Aber ich denke ihr ahnt schon welche Wahl ich getroffen habe. Auch wenn ich bei dem mühsamen Weg viel gelernt hätte... ich hab mir einen sicheren Hafen geleistet! Der Vertrag ist unterschrieben und eingescannt, wenn nicht irgendwas völlig unerwartetes eintritt verbringe ich die nächsten fünf Monate in einer Kammer unter dem Treppenhaus einer sympatischen jungen Mutter namens Robin Hill und geb ihrem kleinen Balg Deutschnachhilfe.

Fazit: God save the Queen! Ob ich meine Entscheidung bereue, erfahrt ihr im Laufe des Blogs.

Noch ein Eintrag dann gehts los

Samstag, 29.08.2015

Tss, ich muss hier einfach nochmal was schreiben, ich halts grad echt nicht aus vor Spannung

Ich schick euch am besten mal ein aktuelles Foto von mir, moment...

*ich heute morgen nach dem aufstehen*

Nur noch vier Tage... oder zweieinhalb mal schlafen...  dann gehts los. Ihr fragt euch bestimmt warum ich hier so herumzappel wie ein Affe, ist ja normal auch nicht meine Art. Oder etwa doch? Ich erinner mich an mindestens eine Situation in meinem Leben, wo ich mich genauso gefühlt hab.

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So dieses epische Gefühl. Gleich passiert was richtig großes, gleich wird sich alles verändern, gleich muss ich mit hunderten unerwarteten Sachen gleichzeitig umgehen.
Ich glaub so Freizeitbeschäftigungen wie heiraten oder Kinder kriegen sind nen Witz dagegen! Hier geht es um nicht weniger als eine 180 Grad Wendung. Das einzige was konstant bleibt, ist dass ich es mit einer Studentenstadt und generell dem akademischen Leben zu tun habe. Wenn auch nicht als Student...

Ich glaub es wird in meinem Leben eine Hand voll solcher Ereignisse geben, vielleicht auch mehr. Aber wenn man das auf eine Lebensspanne verteilt, ist das nicht viel. Deswegen auch meine Aufregung. Ich mein, wann wird man schon mal komplett aus seinem Umfeld gerissen? 

Der Studienanfang war ein noch größerer Umbruch in meinem Leben. Da war die "das erste Mal" Liste** noch länger... und wenn ich das im Rückblick so betrachte war das die schönste Zeit meines Lebens. Ich hab mich immer noch nicht ganz an das neue Lebensgefühl als selbstständiger Student gewöhnt, es ist für mich immer noch nicht selbstverständlich, und ich genieße das.

Ich weiß noch wie als wäre es gestern, als ich in mein Studentenwohnheim eingezogen bin. Die erste Nacht in meiner eigenen Wohnung. Ich glaub jeder von euch Mitlesern hat da auch noch Erinnerungen übrig, damals zum Studienbeginn...
Dann am nächsten morgen, das erste Mal, dass ich mich rausgetraut hab Eins muss man mir lassen, ich hab mich echt schnell integriert. Kein Wunder, ich hab ja auch gnadenlos jeden Studenten der mir im Wohnheim übern Weg gelaufen ist in ein Gespräch verwickelt (oder zugelabert, je nachdem). Einige hab ich nie wieder gesehen, andere erst drei Semester später wieder. Aber ich hab mich wohl gefühlt, und ich wusste, dass ich hier willkommen bin. Und ich hatte schnell etwas, das mir bis heute Gold wert ist: Einen festen Freundeskreis, mit dem ich meine ganzen Erlebnisse teilen konnte.

Und genau die gleiche Einstellung sollte ich doch den Amis gegenüber auch an den Tag legen. Es wär doch schön, eine zweite Heimat auf einem ganz anderen Kontinent zu haben. Wie cool wäre es, wenn ich in fünf Jahren nochmal bei meiner Hausbesitzerin vorbeifliegen würde  Um zu schauen wie sich die Penn State so entwickelt hat. Vielleicht im Rahmen einer Weltumrundung... hmmm da kommen Träume auf.

Ich sitz hier grad am PC und lauf mit Google Street View in Amerika rum  Echt krass, da ist das viel mehr verbreitet als hier, bin grad um den halben Salzsee marschiert. Jetzt ists aber auch mal wieder gut, nicht dass ich mir alle Überraschungen vorweg nehme.

Außerdem muss ich noch mein Eigentum auf 23kg komprimieren und in meinen Koffer stopfen, das wird auch noch ein Gemetzel...

In den nächsten drei Tagen werd ich zum Glück nichts schreiben können, da krieg ich Besuch. Ich hab mich, außer von dieser Person, im Laufe des letzten Monats wirklich von jedem Spasti verabschiedet, da wird es jetzt Zeit für das große Finale. Hoffentlich nicht mit Tränen und blauen Flecken, so wie bei meiner Familie in London! Wobei, das gehört doch dazu...

Ich werde aus dem Flugzeug berichten, bis dann!

* Natürlich war das nicht ganz ernst gemeint, wenn man Kinder kriegt ist das sicherlich auch ein Riesenereignis und ein ganz neuer Lebensabschnitt fängt an...

...beim heiraten seh ich das übrigens nicht so. Ich finde, Hochzeiten werden in unserer Gesellschaft maßlos überschätzt. Ich mein, was ändert sich denn groß an der Beziehung? Man verspricht sich die Treue, na das ist doch hoffentlich nichts neues. Oder ist man die Jahre vor der Hochzeit fröhlich fremdgegangen nur um dann vor dem Altar zu sagen: "Schluss jetzt".
Deswegen überleg ich mir auch nochmal gut, überhaupt zu heiraten, zumindest krichlich.
Ich finde solche Sätze wie "Ich verspreche dir und schwöre auf Gott, dass ich dich immer lieben und für dich sorgen werde in guten wie in schlechten Zeiten bis der Tod uns scheidet" generell nicht aufrichtig. Klar, niemand ist immer aufrichtig, aber hier geht es ja nicht um eine Kleinigkeit, sondern um eine Entscheidung die dein Leben massiv beeinflusst.
Besser fände ich: "Ich glaube fest daran und habe die Hoffnung, dass ich dich immer lieben werde" oder ähnliches. Ich mein, wie kommt man dazu, zu versprechen, dass man immer positive Gefühle für seine Partnerin hat? Vielleicht verändert sie sich ja mit der Zeit und wird im Alter zu einer absoluten Haustyrannin. Oder schlimmer, sie fängt nach ihrem ersten Kind an dich auch wie ein Kind zu behandeln. Kann alles passieren, wie will man das ausschliessen?

Ich versteh, wieso viele Leute so eine kirchliche Hochzeit romantisch finden. Und ich bin mir sicher, dass die meisten ihren Eheschwur auch in dem Moment 100% ernst meinen. Aber wenn man sich mal anschaut, wieviele Paare sich wieder trennen (so um die 45-50%, ich glaub diese Zahlen sind jedem bekannt) dann zeigt dass doch nur, dass diejenigen entweder ihren Schwur nicht ernst genommen haben oder sich damals selber nicht gut genug gekannt haben. Und genau solche Kerle würde ich als Mädel ohnehin nicht heiraten.

Ich will mit einer möglichen Trennung kein Versprechen brechen, sondern trotzdem im Reinen mit mir selber bleiben. Ich kenn genug Leute die sagen, das wäre eine feige Einstellung, weil man sich damit eine Hintertür offen lässt. Ich behaupte, das tut jeder...zumindest in Gedanken. Wäre Ehebruch mit Todesstrafe verboten, so wie in manchen Ländern im nahen Osten, würden wir da ganz anders drüber denken und nicht so leichtfertig Sachen auf Gott schwören. Nicht dass ich das gut fände, ich hoffe ihr versteht was ich damit sagen will...

Allerdings bin ich auch noch jung und vielleicht bekomm ich ja eines Tages auch noch das Bedürfnis zu heiraten und feierlich Ringe auszutauschen. Ansichten zu dem Thema sind nämlich wie Gefühle zu seinem Partner - veränderlich. Aber ihr werdet sicher niemals erleben, dass ich sag "Ja das Versprechen damals war eh nicht ernst gemeint blabla hab Bock auf ne andere blub" Falls doch dürft ihr mich gerne beerdigen! Word.

So, es eignet sich doch nichts besser um ein paar Reaktionen auszulösen als eine provokante Thesen  Wer will, möge kommentieren.

 

**  die "das erste Mal" Liste nach der ersten Woche in den USA wird hier natürlich auch eingefügt!